Hintergründe, Fakten & Zahlen

Transport loser Flossen – Vertuschung leicht gemacht

Der Handel mit losen Haiflossen über Europa ist nach bisheriger Gesetzeslage erlaubt – sofern es sich dabei nicht um die 12 durch CITES geschützten Haispezies handelt. Beim Handel mit ganzen Haikörpern lassen sich diese geschützten Haiarten noch relativ leicht identifizieren, werden jedoch einzelne Haiflossen transportiert, stoßen selbst Experten an ihre Grenzen. Das liegt unter anderem daran, dass sich Form und Farbe der Flossen beim Trocknungsprozess verändern und dass ohne den zugehörigen Haikörper die Größenrelation fehlt. Zudem handelt es sich bei den gehandelten Flossen meist um eine Mischung verschiedener Altersstufen – dies stellt eine weitere Schwierigkeit dar, da bei jungen Haien wichtige Bestimmungsmerkmale häufig noch nicht ausgeprägt sind.

Ein Beispiel dafür, wie leicht auf diesem Wege der Handel mit den Flossen geschützter Haiarten vertuscht werden kann, zeigt die Beschlagnahmung von drei Tonnen Haiflossen am Frankfurter Flughafen im Frühjahr 2018. Unter den Flossen, die über Europa von Mexiko nach Hong Kong exportiert werden sollten, befanden sich nach Experteneinschätzung auch mehrere nach CITES geschützte Arten. Einige dieser Spezies können durch eindeutige Flossenmerkmale bestimmt werden, dabei helfen auch spezielle Programme wie die iSharkFin Software der FAO[1]. Viele Arten lassen sich aber auf diesem Wege nicht mehr differenzieren und es muss auf aufwendige DNA-Verfahren zurückgegriffen werden.

Dass nach wie vor die Flossen vieler CITES gelisteter Arten gehandelte werden, häufig ohne die erforderliche Dokumentation, zeigt auch eine wissenschaftliche Studie aus 2018. Mittels DNA Analyse wurden in Hong Kong verkaufte Haiflossen untersucht und zu großen Teilen geschützte Arten identifiziert[2]. Hong Kong ist der Hauptumschlagsplatz für Haiflossen.

Die Erweiterung der “Fins Naturally Attached”-Verordnung erleichtert die Bestimmung von Haien im In- und Export und unterbindet die Vertuschung illegal gehandelter Spezies. Zudem gibt es klare Hinweise darauf, dass viele der lose gehandelten Haiflossen mittels Finning vom Tier getrennt wurden – auch dies wird mit einer Erweiterung der Verordnung verhindert und der Handel mit Haien würde insgesamt deutlich an Attraktivität verlieren.

[1] Food and Agriculture Organization of the United Nations: SharkFin Guide: identifying sharks for their fins
[2] Cardeñosa, D. et al., 2018. CITES-listed sharks remain among the top species in the contemporary fin trade. Conservation Letters, 07

Flossen identifizieren – aufwändiges DNA-Verfahren

Die Identifizierung von Haiflossen im Im- und Export ist wichtig um illegalen Handel aufzudecken und gegebenfalls strafrechtliche Schritte einzuleiten. Experten können dabei helfen, in vielen Fällen kann die Spezies aber nur noch mittels DNA-Analyse eindeutig festgestellt werden. Das als „DNA Barcoding“ bekannte Verfahren funktioniert ähnlich wie die Täterermittlung mittels genetischen Fingerabdrucks in der Kriminologie: die DNA der Haiflossen wird isoliert, aufgearbeitet und sequenziert. Anschließen werden einzelne Genabschnitte mit einer Datenbank abgeglichen und die Haiflossen können anhand artspezifischer genetischer Merkmale ihrer Spezies zugeordnet werden[1].

Mithilfe dieser Methode konnte zum Beispiel auch bewiesen werden, dass sich nach wie vor viele als bedroht eingestufte Hai- und Rochenarten auf dem internationalen Markt befinden[2] und dass britische Fish & Chips Produkte Haifleisch enthalten, darunter auch gefährdete Arten.

Obwohl DNA Barcoding in der Wissenschaft und zum Schutz gefährdeter Arten bereits seit mehreren Jahren erfolgreich angewandt und stetig optimiert wird, ist das Verfahren noch immer arbeits- und kostenintensiv. DNA Barcoding großer Mengen gehandelter Haiflossen, wie die drei Tonnen beschlagnahmter Haiflossen am Frankfurter Flughafen 2018, ist daher mit großem Aufwand verbunden. Obwohl diese Methode also für stichprobenartige Kontrollen und wissenschaftliche Studien gut geeignet ist, ist sie nicht ideal für routinemäßige Überprüfung großer Mengen.

Eine Beschränkung des Haihandels auf vollständige Körper verspricht eine deutliche Erleichterung bei der Bestimmung von geschützter Haiarten bei Routinekontrollen. Auf die aufwendige DNA-Analyse müsste dann höchstens in Ausnahmen zurückgegriffen werden.

[1] Food and Agriculture Organization of the United Nations: SharkFin Guide: identifying sharks for their fins
[2] Cardeñosa, D. et al., 2018. CITES-listed sharks remain among the top species in the contemporary fin trade. Conservation Letters, 07

Liste der von der IUCN als bedroht gelisteten Haie – Stand 07. August 2019

Note Latin name Common name Trend IUCN classification
Alopias pelagicus Pelagic Thresher Pazifischer Fuchshai vu
Alopias superciliosus Bigeye Thresher Shark Großaugen Fuchshai vu
Alopias vulpinus Common Thresher Shark Gemeiner Fuchshai vu
Atelomycterus baliensis Bali Catshark Bali-Katzenhai ? vu
Brachaelurus colcloughi Colclough‘s Shark Blaugrauer Blindhai vu
Carcharhinus albimarginatus Silvertip Shark Silberspitzenhai vu
Carcharhinus borneensis Borneo Shark Borneohai ? en
new Carcharhinus dussumieri Whitecheek Shark Weißwangen-Hai en
Carcharhinus falciformis Silky Shark Seidenhai vu
Carcharhinus hemiodon Pondicherry Shark Pondicherryhai ? cr
Carcharhinus leiodon Smoothtooth Blacktip Shark GlattzahnSchwarzspitzenhai en
Carcharhinus longimanus Oceanic Whitetip Shark WeißspitzenHochseehai vu
Carcharhinus obscurus Dusky Shark Schwarzhai vu
Carcharhinus plumbeus Sandbar Shark Sandbankhai vu
Carcharhinus signatus Night Shark Atlantischer Nachthai vu
new Carcharhinus tjutjot Indonesian Whaler Shark vu
Carcharias taurus Sand Tiger Shark Sandtigerhai ? vu
Carcharodon carcharias Great White Shark Großer Weißer Hai ? vu
Centrophorus harrissoni Harrisson‘s Dogfish Stummer Gulperhai en
Centrophorus lusitanicus Lowfin Gulper Shark Lusitanischer Schlingerhai ? vu
Centrophorus squamosus Leafscale Gulper Shark Blattschuppen Schlingerhai vu
new Centrophorus owstonii Roughskin Dogfish ? vu
Cetorhinus maximus Basking Shark Riesenhai vu
new Cephaloscyllium albipinnum Whitefin Swellshark cr
Chaenogaleus macrostoma Hooktooth Shark Hakenzahn Hai ? vu
Dalatias licha Kitefin Shark vu
Eusphyra blochii Winghead Shark FlügelkopfHammerhai en
Galeorhinus galeus Tope Shark Hundshai vu
Galeus mincaronei Shawtail Catshark Sägeschwanz Katzenhai vu
Glyphis gangeticus Ganges Shark Gangeshai cr
Glyphis garricki Northern River Shark Flusshai cr
Glyphis glyphis Speartooth Shark Speerzahnhai en
Glyphis siamensis Irrawaddy River Shark Irrawaddy-Flusshai ? cr
Halaelurus boesemani Speckled Catshark Gesprenkelter Katzenhai vu
Haploblepharus fuscus Brown Shyshark Brauner Katzenhai ? vu
Haploblepharus kistnasamyi Natal Shyshark Natal-Katzenhai ? cr
Hemigaleus microstoma Sicklefin Weasel Shark SichelflossenWieselhai vu
Hemipristis elongata Snaggletooth Shark Fossilhai vu
Hemiscyllium hallstromi Papuan Epaulette Shark Papua-Epaulettenhai ? vu
Hemiscyllium strahani Hooded Carpet Shark Hauben Epaulettenhai ? vu
Hemitriakis leucoperiptera Whitefin Topeshark ? en
Holohalaelurus favus Honeycomb Izak Catshark Izak-Katzenhai en
Holohalaelurus punctatus African Spotted Catshark Weiß gefleckter Katzenhai en
Isogomphodon oxyrhynchus Daggernose Shark Dolchnasenhai cr
Isurus oxyrinchus Shortfin Mako Kurzflossen-Mako en
Isurus paucus Longfin Mako Langflossen-Mako en
Lamiopsis temminckii Broadfin Shark Breitflossenhai en
Lamna nasus Porbeagle Heringshai vu
Mustelus fasciatus Striped Smoothhound Gestreifter Samthund cr
Mustelus mustelus Common Smoothhound Grauer Glatthai vu
Mustelus schmitti Narrownose Smoothhound Engnasen-Glatthai en
Mustelus whitneyi Humpback Smoothhound vu
Nebrius ferrugineus Tawny Nurse Shark Gewöhnlicher Ammenhai vu
Negaprion acutidens Sharptooth Lemon Shark SichelflossenZitronenhai vu
Odontaspis ferox Smalltooth Sand Tiger KleinzahnSandtigerhai vu
Oxynotus centrina Angular Rough Shark Gefleckte Meersau ? vu
Pseudoginglymostoma brevicaudatum Shorttail Nurse Shark KurzschwanzAmmenhai ? vu
Rhincodon typus Whale Shark Walhai en
Schroederichthys saurisqualus Lizard catshark Eidechsenkatzenhai ? vu
Scylliogaleus quecketti Flapnose Houndshark NasenlappenGlatthai ? vu
new Scymnodon plunketi Plunket’s Shark vu
Sphyrna lewini Scalloped Hammerhead Bogenstirn Hammerhai ? en
Sphyrna mokarran Great Hammerhead Großer Hammerhai en
Sphyrna tudes Smalleye Hammerhead KleinaugenHammerhai vu
Sphyrna zygaena Smooth Hammerhead Glatter Hammerhai vu
Squalus acanthias Spiny Dogfish Dornhai vu
new Squalus chloroculus Greeneye Spurdog en
Squalus montalbani Philippine Spurdog Philippinischer Dornhai vu
Squatina aculeata Sawback Angelshark Sägerücken-Engelhai cr
Squatina albipunctata Eastern Angel Shark Östlicher Engelshai vu
upgraded Squatina argentina Argentine Angel Shark Argentinischer Engelhai cr
Squatina formosa Taiwan Angelshark Taiwanesischer Engelhai ? en
Squatina guggenheim Guggenheim Engelhai en
Squatina japonica Japanese Angelshark Japanischer Engelshai ? vu
Squatina nebulosa Clouded Angelshark Getrübter Engelshai ? vu
upgraded Squatina occulta Smoothback Angel Shark cr
Squatina oculata Smoothback Angelshark Glatte Engelhai cr
Squatina squatina Angelshark Gemeiner Engelhai cr
Squatina tergocellatoides Ocellated Angelshark ? vu
Stegostoma fasciatum Zebra Shark Zebrahai en
Triakis acutipinna Sharpfin Houndshark Scharfflossen Hundshai en
Triakis maculata Spotted Houndshark Gepunkteter Hundshai vu